Fort Bravo: High Noon in Andalusien

Gut 20 km nördlich von Almeria liegt das Örtchen Tabernas, welches auch der nahen Wüste den Namen gab: Desierto de Tabernas. Diese Landschaft ist dem Klischee des Wilden Westens so aus dem Gesicht geschnitten, dass schon vor 50 Jahren hier die Außenaufnahmen für Western gedreht wurden. Als Kulisse entstanden komplette Ortschaften mit den obligatorischen Saloons, Hotels, Sargtischlern und Banken. Das schönste Gebäude ist – wie im richtigen Leben – die Bank, und das Logo am oberen Fries stimmt auch schon beinahe.

Das interessanteste dieser Kulissen-Dörfer ist Fort Bravo. Hier würde man vieles sofort wiedererkennen, hätte man in den Filmen mehr auf das Setting geachtet. Teile von Vier Fäuste für ein Halleluja, The Good, the Bad and the Ugly, Indiana Jones, Die Daltons gegen Lucky Luke bis zum Schuh des Manitu entstanden hier, und das ist nur ein winziger Ausschnitt aus Hunderten von Produktionen. Einen Aha-Effekt für den Western-Freund gibt es auf jeden Fall: am Ortsrand steht der Galgen aus Spiel mir das Lied vom Tod, wobei dieser ein steinerner Rundbogen ist – scheinbar steinern, so lange man mindestens zehn Meter Abstand hält.

Die Kulissen werden nach wie vor genutzt, mitunter auch für Werbespots wie der von Pepsi Cola mit den Spielern von Real Madrid, aber das Genre ist nicht mehr so angesagt wie in den 60ern, als die sogenannten Spaghetti Western zum täglichen Brot des Kinogängers zählten. Und so dürfen in den jetzt länger werdenden Drehpausen die Touristen durch die staubigen Straßen streifen. Hochzeiten sind hier möglich oder schlimmstenfalls auch Firmenevents.

Bei unserem Besuch waren wir fast die einzigen. Ein Pärchen stand noch verloren vor dem Sheriff’s Office, und der Cola-Vertreter saß im Saloon (einem der wenigen begehbaren Gebäude) und nahm eine Bestellung auf. Ein gutes Zeichen, die Saison naht.

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