Windnavigation

Cartagena. Stärkerer Wind aus der falschen Richtung hält uns hier fest. Die Stadt ist aber ein lohnendes Ziel, der Hafen bietet guten Schutz und in der Messe der „Passat“ ist es gemütlich.

Während ich diese Zeilen schreibe pfeift der Wind draußen und diverse Fallen und Tampen schlagen auf den Schiffen um uns herum (aus Selbstschutz haben wir dagegen unser Tauwerk abgebunden).

In den letzten Jahren hat sich für mich das Fahrtensegeln zweimal grundlegend geändert. Vor etwa 20 Jahren mit der Einführung des GPS und in den letzten Jahren durch das Internet und die damit verbundene leichte Verfügbarkeit von Wetterprognosen. Günstige Winde können damit für die Streckenplanung genutzt bzw. Starkwind umgangen werden.

Dank richtiger Vorhersagen funktionierte das auf unserem Törn bisher richtig gut. Man sollte sich aber nicht zu sehr darauf verlassen und misstrauisch bleiben. Meteorologen liegen bekanntlich manchmal daneben.

Um die Winde optimal nutzen zu können, klingelte  der Wecker an den beiden letzten Tagen bereits morgens um sechs Uhr. Als Lohn konnten wir dann super segeln, und auf der längeren Tagesetappe von Torrevieja nach Cartagena lief der Motor nur für die Ein- bzw. Ausfahrt aus den Häfen.

Die Logbuchauswertung dazu:

=== 28. März 2014 =====
07:09 bis 15:12
Ø-Geschwindigkeit: 5.1kn
Ø-Kurs: 200°
Zurückgelegte Strecke: 39.1sm
Verstrichene Zeit: 8.1 Stunden
0.20 Motorstunden
 
 
 

Segeln mit dem iPad

Vor dem Törn haben wir unseren iPads je eine spanische SIM-Karte spendiert. Selbst in einiger Entfernung von der Küste kommen wir damit schnell und recht günstig ins Internet. Wetterberichte wie z.B. die Windfinder Prognosen (Bild 1) sind damit immer verfügbar. Gerne nutze ich auch die GRIB-Karten (Bild 2) der App WeatherTrack. Nach der Eingabe des Abfahrtsorts, der Abfahrtszeit, der voraussichtlichen Geschwindigkeit und des Ziels erstellt diese App auch eine Streckenprognose (Foto 3).

Für den Törn Mallorca – Alicante stimmte diese Vorhersage genau. Tagsüber konnten wir mit den prognostizierten 2-3 Bft. gut segeln und in der Nacht, bei Flaute, mussten wir motoren.

Die Navigations-App Navionics Europe HD ist auf unseren beiden iPads installiert (Bild 4). Der Seekartenbestand dieser App würde in Papierform mehr als das Hundertfache kosten. Trotzdem liegt auf dem Navigationstisch auch immer eine Seekarte für das Gebiet (wenigstens im größeren Maßstab). Außerdem Navigationsbesteck wie Zirkel und Plotter, falls man terrestrisch navigieren muss oder will, z.B. um in Übung zu bleiben (jede Technik kann ausfallen), und weil es doch auch Spaß macht.

ShipFinder heißt die AIS App (Bild 6), die uns zeigt, welche mit AIS ausgerüsteten Schiffe gerade in der Nähe unterwegs sind (inklusive Kursangabe und Geschwindigkeit). Gut, das kann mein UKW auch, sogar mit CPA Alarm (Bild 7), aber ShipFinder zeigt auch Fotos der Schiffe, und es ist schon verrückt, bspw. in der Nacht sich diese dann anzeigen zu lassen (Bild 8 und 9). Das geht natürlich nur mit Internetabdeckung. Auf der Strecke Mallorca – Alicante war diese aber bis auf kurze Abschnitte immer vorhanden.

Ein genaues und vollständiges Logbuch zu führen, kann mitunter anstrengend sein. Mit der App Logbuch macht es dagegen Spaß. Position, Zeit, Kurs, Tripp und Wetterdaten trägt die App automatisch in das Logbuch ein (präziser und effizienter als bisher). Mit Geoencoding sucht die App außerdem den nächstgelegenen nautischen relevanten Namen, bezugnehmend auf die aktuelle GPS-Position.

Datenintensive Manöver werden dann im Hafen und über WiFi erledigt. Mit der App Download haben wir bspw. gerade die letzte „Heute-Show“ eingespielt.

Eine lesenswerte Diskussion zum Thema Internet an Bord und der Frage, ob ein intensives Naturerlebnis damit nicht zu kurz kommt, gibt es auf der Website www.insidersegeln.de